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Thursday, October 4, 2012

Wie klingt es? - How Does it Sound?

Hi!

Dear english speaking readers. Due to popular demand I will translate some posts of the past to german. The language of the blog will remain english.


Auf mehrfachen Wunsch werde ich die Artkel Teil 1-3 der Reihe 'How Does It Sound?' übersetzen und hier einstellen. Bitte lasst mich wissen, falls auch an anderen Artikeln Interesse besteht. Hier nun der 1. Teil von 'Wie klingt es?':


Hallo!

Dies ist ein Thema, welches viel im Internet diskutiert wird. Das ist auch eine Frage die mir häufig gestellt wird. Egal ob es um ein Gerät, eine Röhre oder ein Bauteil geht. Viele Leser meines blogs sind verwundert, dass ich mich mit Klangbeschreibungen der vorgestellten Geräte eher zurückhalte. Der Grund ist simpel: Die Wahrnehmungen unterschiedlicher Hörer können extrem voneinander abweichen. Auch die Vorlieben und Präferenzen was am Klang wichtig ist, sind unterschiedlich. Ich habe schon sehr vielen Hörsitzungen mit mehreren Leuten beigewohnt, es ist erstaunlich wie die Wahrnehmungen voneinander abweichen können. Ich habe schon erlebt, dass einige bei Hörvergleichen zwischen zwei Komponenten total aus dem Häuschen waren wegen dem Klangunterschied, während andere diese kaum unterscheiden konnten.

Welche Aussagekraft hätte auch eine klangliche Beschreibung von mir über die von mir selbst gebauten Geräte? Die Beschreibung wäre sehr subjektiv und von meinen Vorlieben geprägt. Ausserdem wäre diese verständlicherweise voreingenommen, da ich über meine eigenen Kreationen schreibe. Welchen Wert hätte also solch eine Beschreibung für andere? Trotzdem kann ich verstehen, wenn ein Bedarf an klanglicher Beschreibung besteht, insbesondere, wenn man keine Möglichkeit hat die betreffende Komponente selbst zu hören.

Also habe ich beschlossen ein bischen was darüber zu schreiben, wonach ich generell suche, in Bezug auf die klanglichen Eigenschaften. Die Artikel mit Plattenbeschreibungen geben schon einen guten Einblick, welche Art Musik ich mag.

Mir ist ein hoch aufgelöstes und detailreiches Klangbild wichtig. Möglichst neutral und transparent. Dabei sollten die Klangdetails nicht vom musikalischen Fluss ablenken, sondern sich harmonisch integrieren. Viele sind der Meinung, dass hohe Auflösung und emotional involvierende Wiedergabe unvereinbar sind, ich strebe beides an. Gerade die Auflösung ist wichtig für eine gute Stimmenartikulation und Sparchverständlichkeit. Besonders s- und Zischlaute sind sehr kritisch und hier versagen viele Verstärker, insbesondere Phonostufen. Viele Geräte ermöglichen es nicht oder kaum zwischen 's', 'ch'. 'sch', 'ts' oder 'z' -Lauten zu unterscheiden, sondern verschmieren diese zu einem Zischeln. Oft wird das dann der Aufnahmetechnik zugeschrieben. Insbesondere Phonostufen mit LCR-Entzerrung spielen hier ihre Stärke aus. Diese können diese Laute deutlich herausarbeiten und unterschiedbar machen.

Räumliche Wiedergabe ist mir nicht mehr so wichtig. Das war sie mal vor vielen Jahren, aber ich habe das Interesse daran verloren. Wenn ich Musik höre sitze ich oft nichtmal in der typischen Stereodreieck-Position, sondern irgendwo seitlich. Allerdings haben mir Hörer, die von mir gebaute Geräte benutzen und Wert auf gute Raumabbildung legen, bescheinigt, dass meine Verstärker hier nichts zu wünschen übrig lassen.

Ich baue meine Geräte so, dass sie fein aufgelöst und trotzdem weich klingen. Mir sind Klangfarben wichtig, die feinen Nuancen eines Vibraphons z.B., wenn Amplitude und Frequenz leicht vibrieren nach dem Anschlag. Die Attacke eines Pianos, wenn die Tasten hart angeschlagen werden, sowie der leichte Fluss der Noten wenn es sanft gespielt wird. Bei einem Piano muss beides, der Stahl der Seiten und das Holz des Gehäuses hörbar sein. Ich will nicht den viel zitierten rabenschwarzen und staubtrockenen Bass. Für mich gibt es keinen schwarzen Bass sondern tausende Nuancen verschiedener Braun- und Grautöne von Hell bis Dunkel. Trockener Bass ist langweilig, ich will meinen Klang 'feucht' und anmachend.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Atmosphäre oder Stimmung. Die Stille zwischen den Klängen. Ein guter Verstärker transportiert diese Stimmung, die Gegenwart von Menschen bei der Aufnahme. Zusammenfassend sollte der Hörer in die Musik hineingezogen werden und dabei die Technik vergessen, nur dann erfüllt diese ihre Aufgabe. Wenn eine Kette die oben beschriebenen klanglichen Eigenschaften hat, dann erfüllt sie dies für mich. Wenn ich einen neuen Verstärker oder Vorverstärker fertig gestellt habe, schliesse ich diesen für einen ersten Probelauf an die Anlage an. Dann mache ich mir einen Kaffee, zünde mir eine Zigarre an und setze mich auf die Terrasse und lasse die Tür zum Hörraum offen. Ist das Gerät gut, wird es selbst so klanglich überzeugen. Das ist ein guter Test, den alle Geräte bei mir durchlaufen.

Mir geht es um die grossen Klangunterschiede, die man auch aus dem Nebenraum oder der Küche heraushört. Die letzten Jahre gibt es einen Trend, insbesondere in der Hochglanzpresse, sich mehr und mehr mit albernen Details zu beschäftigen, die winzige Klangunterschiede ausmachen. Kabel, Netzkabel, Racks, usw. Sicher, nahezu alles an einer Anlage hat einen klanglichen Einfluss. Aber solange ich viel größere Klangunterschiede mit anderen Massnahmen erzielen kann, finde ich das Beschäftigen mit solchen Details langweilig. Mein Fokus liegt bei Schaltungstopologien, Röhrenarten, usw.

Inzwischen ist die Meinung weit verbreitet, dass sich die Verstärkertechnik bereits so weit entwickelt hat, dass mit anderen Schaltungen nichts mehr rauszuholen ist und man nur noch mit Feinsicherungen oder Netzkabeln kleine Unterschiede erzielen kann. Insbesondere die Hochglanzmagazine nähren diesen Glauben. Ich denke gerade bei Verstärkern und insbesondere Vorstufen ist noch viel rauszuholen und das ist noch ein langer und interessanter Weg. Ich bin sogar der Meinung, dass ein gut konstruierter Verstärker nicht sonderlich auf seine Umgebung reagieren sollte. Wenn Netzkabel oder Sicherungen einen Einfluss haben, ist das für mich vielmehr ein Zeichen dass das Schaltungskonzept verbesserungswürdig ist.

Generell stelle ich auf meinem blog nur Konzepte vor, deren Klang mich überzeugt und die meine beschriebenen Anforderungen erfüllen. Die aufwändigeren Geräte bieten einfach mehr von allem. Aber selbst meine Einsteigerkonzepte haben all die beschriebenen klanglichen Eigenschaften, mit kleinen Einschränkungen z.B. bei der Auflösung.

Ich hoffe meine Beschreibung meiner klanglichen Vorlieben hilft etwas die vorgestellten Geräte einzuordnen. Allerdings sollte immer die eigene Einschätzung zählen. Nichts geht über das Selbsthören. Man sollte sich nie nur auf die Einschätzungen anderer verlassen. Dazu sind die Hörgewohnheiten und das Empfinden zu unterschiedlich. Was dem einen als hoch aufgelöst und detailliert erscheint, mag ein anderer als nervtötend empfinden.

Das menschliche Gehör ist ein extrem komplexer und weit entwickelter Sinn. So unglaublich seine Wahrnehmungsfähigkeiten sind, so sehr kann es auch in die Irre leiten. Manchmal will jemand einfach einen Unterschied hören, dann wird er diesen auch wahrnehmen. Umgekehrt genauso. Will man keinen Unterschied hören, dann wird sich auch keiner offenbaren. Wenn ich während der vielen Jahre, die ich mich mit Audio beschäftige, eins gelernt habe: Nichts als gegeben hinnehmen. Hörst Du keinen Unterschied, heisst das nicht, dass da keiner ist. Und umgekehrt: Nur weil Du einen Unterschied hörst, heisst das nicht, dass es wirklich einen gibt.

Viele Grüße

Thomas

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